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Deflation
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Definition

Was ist Deflation?

Der Begriff Deflation stammt aus der Volkswirtschaft. Deflation ist das Gegenteil von Inflation und bedeutet, dass das Preisniveau von Gütern über einen längeren Zeitraum sinkt. Waren und Dienstleistungen werden in einer Deflation günstiger, da die Menge der produzierten Güter schneller wächst als die Geldmenge. In einer Deflation können Verbraucher:innen von der gleichen Menge Geld somit mehr Waren und Dienstleistungen kaufen.

Welche Arten der Deflation gibt es und welche Ursachen hat sie?

Es gibt zwei Arten der Deflation: Die Geldmengen- und die Preisdeflation.

  1. Geldmengendeflation: Schrumpft die allgemeine Geldmenge im Wirtschaftskreislauf, liegt eine Geldmengendeflation vor. Die Wirtschaft ist folglich mit Kapital unterversorgt. Diese Art der Deflation kann eintreten, wenn Zentralbanken wie die EZB (Europäische Zentralbank) in Europa oder der FED (Federal Reserve System – die US-Notenbank) in Amerika die Geldmengen im Umlauf verringern. Geldmengendeflation kann auch eintreten, wenn die Einfuhren die Ausfuhren eines Landes stark übersteigen – so fließen große Mengen Geld ins Ausland, während die Geldmittel im Inland gleichzeitig abnehmen.
  2. Preisdeflation: Bei dieser Art von Deflation sinken die Preise für Waren und Dienstleistungen über einen längeren Zeitraum. Als Folge verringert sich die Nachfrage der Verbraucher:innen nach Produkten, Sachwerten und Gütern. Unternehmen und Konsument:innen schieben Investitionen auf, da sie auf einen immer günstigeren Preis hoffen. Im schlimmsten Fall löst dieses Verhalten eine Abwärtsspirale der Preisentwicklung aus.

Welche Folgen kann Deflation haben?

Die sinkenden Preise als Folge einer Deflation erscheinen auf den ersten Blick zunächst positiv für Verbraucher:innen. Eine deflationäre Phase kann für eine Volkswirtschaft jedoch verheerende Konsequenzen haben. Die abwartende Haltung der Verbraucher:innen auf günstigere Preise und der sinkende Konsum führen zu einer Deflationsspirale:

Auf Basis dieser Daten können Banken die persönliche Situation von Kreditnehmer:innen einschätzen. Außerdem erhalten sie dadurch Einblicke in das Zahlungsverhalten von Personen im Umfeld oder mit ähnlichen persönlichen Verhältnissen.

Die fallende Nachfrage führt bei Unternehmen zu geringerem Umsatz und weniger Gewinnen. Gleichzeitig bestehen jedoch die Kosten für die Produktion von Gütern weiter. Auch Löhne der Mitarbeiter:innen sind vertraglich festgelegt und zählen zu den weiterhin laufenden Kosten. Firmen können somit nicht flexibel auf die geringere Nachfrage reagieren. Die anfängliche Rezession wird zu einer Deflation.

Folglich besetzen Unternehmen weniger Stellen neu und führen Kurzarbeit ein, um die Personalkosten zu verringern. Bei fortschreitender Deflation folgen betriebsbedingte Kündigungen und weniger Investitionen in neue Maschinen oder Anlagen. Auch Banken müssen reagieren, indem sie vermehrt Kredite abschreiben und weniger Darlehen vergeben.

Die Arbeitslosigkeit steigt an, der Staat hat weniger Einnahmen durch die Lohnsteuer und der Konsum sinkt durch die vorherrschende Ungewissheit bei den Verbraucher:innen immer weiter. Dadurch entgehen dem Staat weitere Einnahmen aus der Mehrwertsteuer. Leitet der Staat keine Gegenmaßnahmen ein, geht die deflationäre Phase in eine Depression und damit eine tiefgreifende Wirtschaftskrise über.

Folgen der Deflation
Folgen der Deflation

Was ist der Unterschied zwischen Deflation und Inflation?

Inflation und Deflation bedeuten zwei gegenteilige Prozesse in der Volkswirtschaft:

Inflation
Deflation
  • Anstieg der Geldmenge im Umlauf
  • Steigende Preise
  • Geldentwertung
Beispiel: Von 100 Euro können Sie weniger Waren kaufen.

  • Rückgang der Geldmenge im Umlauf
  • Sinkende Preise
  • Steigender Geldwert
Beispiel: Von 100 Euro können Sie mehr Waren kaufen.

Aber was ist schlimmer – Deflation oder Inflation?

Aus Sicht der Volkswirtschaft ist eine Deflation aus folgenden Gründen das schlimmere Szenario:

  • Dem Markt wird immer mehr Geld entzogen.
  • Aufgrund des steigenden Geldwertes geben Verbraucher:innen weniger aus.
  • Die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen sinkt.
  • Unternehmen müssen Konsequenzen ziehen.
  • Die Deflationsspirale nimmt ihren Lauf.

Die steigende Nachfrage nach Gütern in einer Inflation hat positivere Konsequenzen für Staat und Wirtschaft. Da das Geld weniger wert ist, investieren die Verbraucher:innen es vermehrt in Sachwerte, da sich Sparen nicht lohnt.

Schließlich führen Banken den Bonitätsscore der jeweiligen Auskunfteien mit ihren eigenen zusammen, um die Kreditwürdigkeit einer Person oder eines Unternehmens zu ermitteln.

Was sind die Auswirkungen der Deflation auf die Volkswirtschaft?

Eine Deflation kann für eine Volkswirtschaft daher schnell gefährlich werden und zu einer schweren Wirtschaftskrise führen. Im schlimmsten Fall bis zum Ruin des Staates.

Was kann die Regierung bei einer drohenden Deflation tun oder wie kann ihr gar entgegengewirkt werden?

Mögliche Maßnahmen zur Bekämpfung von Deflation könnten sein:

Geldpolitik
  • Zentralbanken können Leitzinsen senken.
  • Durch günstige Kredite können Unternehmen mehr investieren.
Fiskalpolitik
  • Steuersenkungen ermöglichen mehr Investitionen.
  • Bürger:innen und Unternehmen haben mehr Geld zur Verfügung und konsumieren mehr.
  • Der Staat hat durch mehr Konsum höhere Steuereinnahmen.
Bauprojekte
  • Der Staat kann Bauprojekte unterstützen.
  • Es werden Arbeitsplätze geschaffen.
  • Mehr Arbeit führt zu mehr Konsum und höheren Steuereinnahmen.
Devisenkontrollen
  • Der Staat kann vorschreiben, dass Devisen in die eigene Währung umgetauscht werden müssen.
  • Die Geldmenge erhöht sich.

Wer profitiert von einer Deflation – gibt es auch positive Aspekte?

Die positiven Folgen einer Deflation sind in der Regel kurzweilig. Verbraucher:innen können sich für ihr Geld mehr leisten. Zunächst zählen sie also zu den Gewinner:innen der Deflation. Nimmt diese ihren Lauf, zählen über kurz oder lang jedoch alle zu den Verlierer:innen in einer Deflation.

Info

Beispiele für Länder mit Deflation:

Japan
Als Mitte der 1990er Jahre die Verbraucherpreise in Japan rapide sanken, waren dafür vor allem die Aktienmärkte dort verantwortlich.
Nachdem der Leitindex in den 1980er Jahren zunächst stark anstieg, ging er zwischen 1990 und 1992 enorm zurück. Das hatte sinkende Geldwerte zur Folge. Der Konsum brach stark ein, folglich herrschte Überproduktion in der Wirtschaft und die Deflationsspirale kam ins Rollen. Erst im Jahr 2003 wurde sie teilweise gestoppt. Japan gilt seitdem als das am stärksten verschuldete Land der Welt.
Die Wirtschaftskrise 2008 verstärkte die Deflation erneut – Japan hat noch heute mit den Folgen zu kämpfen.

Weimarer Republik
Während der Weltwirtschaftskrise 1929 versuchte Reichskanzler Heinrich Brüning den Haushalt der Weimarer Republik durch Lohn- und Preissenkungen zu sanieren. Dies verschärfte jedoch nur noch die Deflation, die durch die Krise bereits ausgelöst war.
Sein Ziel war es, durch niedrigere Preise die Republik „gesund zu schrumpfen“: Günstige deutsche Produkte sollten auf dem Weltmarkt attraktiver sein und so den Export ankurbeln.

Coronakrise: Droht eine Deflation?

Die Coronakrise hat nicht nur Deutschland, sondern die ganze Welt schwer getroffen. Welche langfristigen Folgen sie haben wird, können Expert:innen noch nicht einschätzen. Einige rechnen mit einer Inflation, andere mit einer Deflation.

Fakt ist: Die Coronakrise führte zu einem Einbruch der Wirtschaftsleistung – nicht nur in Deutschland. Viele Unternehmen fahren die Produktion runter und stellen weniger Mitarbeiter:innen neu ein. Fallende Preise bei gleichbleibendem Angebot sprechen dafür, dass in der EU und in Deutschland zunächst eine Deflation eintreten wird.

Im Gegensatz zur Wirtschaftskrise von 2008 hatte die Coronakrise jedoch eine Besonderheit: Geschlossene Grenzen, eingestellte Produktionen und kranke Mitarbeiter:innen führten zu einem Mangel an Vorprodukten und Dienstleistungen – dies spricht wiederum für steigende Preise.

Erst Deflation, dann Inflation? Kann eine Deflation infolge der Coronapandemie gar eine Hyperinflation zur Folge haben?

Welcher Trend sich bei den Preisen durchsetzen wird, ist noch nicht abzusehen und bleibt abzuwarten. Expert:innen rechnen jedoch nicht damit, dass auf die Deflation gar eine Hyperinflation eintritt.

Zusammenfassung

Deflation zusammengefasst

  • Deflation ist ein Zustand der Wirtschaft, in dem der Geldwert steigt und die Preise für Waren und Dienstleistungen fallen. Sie ist das Gegenteil von Inflation.
  • Die Ursachen von Deflation sind vielfältig: Dazu zählen verringerte Geldmengen, höherer Import als Export, geringere Nachfrage und weniger Investitionen.
  • Es gibt zwei verschiedene Arten der Deflation: Geldmengendeflation und Preisdeflation.
  • Eine Deflation kann durch Eintreten der Deflationsspirale verheerende Auswirkungen auf die Volkswirtschaft haben und bis hin zum Staatsruin führen.
  • Zu den Folgen einer deflationären Phase zählen fallende Nachfrage, sinkende Preise, Zahlungsunfähigkeit, Insolvenzen und Entlassungen sowie Lohnkürzungen.