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Kon­junktur­zyklus

einfach erklärt

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Definition

Definition: Was ist der Konjunkturzyklus?

Der Konjunkturzyklus beschreibt die regelmäßige Abfolge von Hoch- und Tiefphasen innerhalb des Wirtschaftskreislaufs. Die einzelnen Phasen unterteilen sich innerhalb eines gewissen Zeitraums in:

  • Aufschwung,
  • Hochkonjunktur,
  • Abschwung,
  • Tiefphase.

Diese Bewegungen sind nicht nur regelmäßig, sondern im Rahmen der gesamten Wirtschaft sowie einzelner Branchen normal.

Auswirkungen des Konjunkturzyklus

Die Wirtschaft verträgt die normalen und weitgehend absehbaren Auswirkungen der konjunkturellen Bewegungen üblicherweise gut. Diese sind auch für die jeweiligen Branchen zu verkraften. Es handelt sich dabei um einen klassischen Konjunkturzyklus mit einer kalkulierbaren Entwicklung.

Die jeweiligen Schwankungen einzelner Branchen kann man bei der ganzheitlichen Betrachtung der Volkswirtschaft schließlich zu einem Gesamtbild zusammensetzen. Schlussendlich ermittelt man über solche Betrachtungen auch das Bruttoinlandsprodukt, BIP. Die wirkliche Leistungskraft einer Volkswirtschaft bemisst sich am Ende an ihren Produktionskapazitäten. Erst die Nutzung dieser gibt Auskunft über die Konjunktur. Bei geringer Nutzung spricht man von einer schwachen Konjunktur, bei intensiver hingegen von einer starken Konjunktur.

Arten des Konjunkturzyklus

Konjunktur und Konjunkturzyklus hängen unmittelbar zusammen. Es herrscht sogenannte Hochkonjunktur, wenn die gesamtwirtschaftliche Entwicklung ihren Höhepunkt erreicht. Damit steigen:

  • Die Beschäftigung
  • Die Güternachfrage
  • Die Produktionskapazitäten
  • Die Löhne und Gehälter
  • Die Preise

Somit wächst die Gefahr einer Inflation. Wenn der Abschwung näher rückt, herrscht eine schwache Konjunktur:

  • Die Nachfrage sinkt
  • Die Produktion der Güter ist rückläufig
  • Die Arbeitslosigkeit wächst
  • Preise und Zinsen steigen

Ein lang anhaltender Konjunkturzyklus kann zum Beispiel in einer gesamtwirtschaftlichen Depression enden. Wenn über Jahre hinweg Börsenkurse sinken und die Investitionen zurückgehen, spricht man schließlich von einer Deflation.

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Was sagt die Dauer eines Konjunkturzyklus aus?

Es gibt drei Arten konjunktureller Zyklen, welche beim Konjunkturzyklus die Dauer bestimmen:

1. Saisonale Schwankungen

Die saisonalen Schwankungen sind die kürzesten Entwicklungen in der Konjunktur. Dabei handelt es sich zumeist um Auf- oder Abschwünge in Teilbereichen der Volkswirtschaft. Diese sind von den Jahreszeiten geprägt. Exemplarisch für saisonale Schwankungen sind die Hochs und Tiefs der Bauindustrie im Sommer und Winter. Häufig dauern diese nur einige Wochen oder Monate, bis der nächste Auf- bzw. Abschwung kommt.

Eine größere saisonale Schwankung mit Auswirkungen auf die gesamte Konjunktur ist zum Beispiel das Weihnachtsgeschäft für den Einzelhandel. Der Vorteil saisonaler Schwankungen ist die Vorhersehbarkeit für die einzelnen Brachen und die damit verbundene Möglichkeit, sich darauf vorzubereiten.

2. Konjunkturelle Schwankungen

Die konjunkturellen Schwankungen tangieren die volkswirtschaftliche Situation stärker. Mangelndes Gleichgewicht zwischen der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage und dem gesamtwirtschaftlichen Angebot verursachen diese.

Einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung haben zeitliche Anpassungsverzögerungen. Daher dauern konjunkturelle Schwankungen zwischen ein bis vier Jahre und sind nicht vorhersehbar.

3. Strukturelle Schwankungen

Die strukturellen Konjunkturschwankungen sind nicht vorhersehbar und haben eine tiefgreifende Wirkung. Häufig zwingen diese die Politik dazu, in das Geschehen mit Konjunkturprogrammen und Innovationsinitiativen einzugreifen. Diese Schwankungen haben ihre Ursache in drastischen Nachfrageveränderungen und sind von langer Dauer. Insgesamt sind von solch entscheidenden Entwicklungen nur wenige Wirtschaftszweige regelmäßig betroffen, wie zum Beispiel die Öl- oder Stahlindustrie.

Aus welchen Phasen besteht ein idealtypischer Konjunkturzyklus?

Die Zyklen der Konjunktur kann man im perfekten Verlauf in vier Phasen aufteilen.

Phase 1: Aufschwung

Die auch als Expansion bezeichnete erste Phase eines Konjunkturzyklus ist der Beginn einer stetigen Entwicklung nach oben. In dieser Zyklusphase beginnt die Wirtschaft und damit auch die gesamte Volkswirtschaft zu blühen. Wachstum und Expansion sind Ergebnis einer starken Wirtschaftsleistung:

  • Die Beschäftigung ist stabil und steigt eventuell sogar
  • Die Menschen verfügen zumeist über genügend Geld, um Konsumgüter zu kaufen
  • Unternehmen suchen nach Investitionen, bzw. Investitionsgütern

Die nationale Entwicklung ist häufig die Begleiterscheinung einer international positiven Bewegung der Wirtschaft.

Befindet sich der Konjunkturzyklus im Aufschwung, ist eine Zunahme des Bruttosozialprodukts die Folge. Wenn Unternehmen mehr produzieren, brauchen sie Arbeiter. Dies führt zu einer positiven Entwicklung bei der Beschäftigung, die durch die konjunkturelle Aufwärtsbewegung steigt. Ebenfalls im Aufwärtstrend sind in der Expansionsphase auch die Börsenkurse.

Phase 2: Hochkonjunktur

Die auch als Boom bezeichnete zweite Phase ist die sogenannte Hochkonjunktur. In dieser Zeit stehen alle Anzeichen auf eine positive gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Ausgelastete Produktionskapazitäten und hohe Gewinne der Unternehmen sorgen für steigende Löhne und eine stabile Beschäftigungsquote. Insgesamt sorgt die Hochkonjunktur auch für Übernahmewellen und das Verschwinden kleiner Unternehmen.

Info

Wie entwickelt sich die Hochkonjunktur durch die Globalisierung?

Heutzutage wird in Ländern produziert, in denen die Kosten und Löhne am günstigsten sind. Daher kann es sein, dass nur einzelne Branchen oder Unternehmen einen Boom verzeichnen. Die jeweiligen Länder, in denen sie ansässig sind, profitieren dabei nicht von einem Aufschwung.

Phase 3: Abschwung

Die folgende Phase, auch Rezession genannt, ist der beginnende Abstieg der Konjunkturzyklen. Die Nachfrage sinkt, da während der Boom-Phase steigende Kosten einen massiven Preisanstieg zur Folge hatten. Der Preisanstieg betrifft nicht nur Konsumenten und Privathaushalte, sondern auch Unternehmen, die einen empfindlichen Kostendruck spüren.

Als Ergebnis dieser negativen Entwicklung kommt der Abschwung. Er bringt mit:

  • Arbeitslosigkeit
  • Kurzarbeit
  • Sinkende Gehälter
  • fallende Aktien

Zudem werden keine Investitionen getätigt, die Nachfrage nach Konsumgütern sinkt und auch die Entwicklung der Zinsen ist negativ.

Phase 4: Tiefphase

In der sogenannten Depression, der letzten Konjunkturphase, ist der Abschwung für nahezu jedermann spürbar. Insbesondere die Unternehmen müssen mit hohen Kosten bei sinkender Nachfrage kämpfen. Solche Entwicklungen bedingen in der Folge, dass der Eigenkapitalanteil der Firmen sinkt. Dauert eine solche Entwicklung länger oder gar über Jahre, enden viele Unternehmen im Konkurs. Eine weitere Folge ist dann der Anstieg einer unerwünschten Schattenwirtschaft.

Doch genau an dieser Stelle verzeichnen sich schon wieder einige positive Signale:

  • Das Geld wird billiger
  • Die Preise sinken
  • Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage normalisiert sich

Dadurch sinken die Zinsen sowie die Inflationsrate. Eine weitere Folge ist das Verschwinden von Unternehmen, deren Geschäftsmodel nicht funktioniert hat. Es findet sozusagen eine Bereinigung des Marktes statt. Durch diese Entwicklungen entsteht oft schon wieder eine steigende Grundstimmung.

Info

Was sind „Kondratieff-Wellen“?

Die nach dem russischen Ökonomen Nikolai Kondratieff benannten Konjunkturwellen dauern – nach dieser Theorie – jeweils 40 bis 60 Jahre. Dabei lösen technologische Innovation jede Welle aus. Aktuell gehen Experten davon aus, dass die Digitalisierung und innovative grüne Technologien die nächste dieser positiven Wellen auslösen. Somit wird bereits von einem „Grünen Kondratieff“ Phänomen gesprochen.

Der Konjunkturzyklus in Deutschland

Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass die Bundesrepublik Deutschland seit ihrer Gründung nach dem zweiten Weltkrieg sechs vollständige Konjunkturzyklen durchlaufen hat.

Dabei steht das Deutsche Wirtschaftswunder und die Hochkonjunktur nach dem zweiten Weltkrieg sinnbildlich für den ersten Aufschwung. Als Auslöser gelten:

  • Einführung der D-Mark
  • Gründung der sozialen Marktwirtschaft
  • Steigende Nachfrage
  • Investitionen aus dem Ausland
  • Entwicklungshilfe aus dem Marshall-Plan als Form eines Konjunkturprogramms

In der der Folge kam es zu negativen Konjunkturzyklen, die jeweils in Ölpreiskrisen mündeten. In den negativen Phasen der Konjunkturzyklen erhielt die deutsche Wirtschaft immer wieder staatliche Investitionen, um sich zu stabilisieren – insbesondere die Bauindustrie.

Der vierte Zyklus unter Helmut Kohl zeigte eine Wiederbelebung sowie eine positive Entwicklung der Volkswirtschaft. Erst die Wiedervereinigung sorgte durch grundlegende Strukturreformen und eine hohe Arbeitslosigkeit für einen Abschwung. Diesem folgte das Platzen der „Dotcom-Blase“ im Jahr 2000.

Nach der weltweiten Finanzkrise 2009 verabschiedete die Bundesregierung Konjunkturpakete und sorgte in der Folge für eine neue Hochkonjunktur. Seitdem bescheinigen Experten Deutschland trotz Corona-Krise eine stabile Wirtschaft.

Indikatoren und ihre Wirkung auf den Konjunkturzyklus

Verschiedene Indikatoren bzw. Messgrößen haben Einfluss auf den Konjunkturzyklus. Die Indikatoren liefen Zahlenwerte und Vergleichsreihen zu Prognose, Beschreibung und Analyse einer Konjunktur. In Deutschland erhebt das Statistische Bundesamt seit 1950 die Konjunkturindikatoren, welche die Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien gleichermaßen nutzen. Dabei stellt sich regelmäßig die Frage, welche Indikatoren am wichtigsten sind sowie den größten Einfluss auf die Volkswirtschaft haben.

Wirtschaftsexperten brauchen Indikatoren in einer sogenannten „langen Reihe“. Nur damit können sie einen langfristigen Vergleich herstellen, wodurch die einzelnen Zahlen eine höhere Aussagekraft erhalten. Diese müssen die Experten über eine gewisse zeitliche Länge sammeln und auswerten. Erst nach mehreren Jahren können sie die konjunkturelle Entwicklung mitsamt ihren Phasen in Form einer Konjunkturkurve darstellen.

Konjunktur­indikatoren
Definition
Beispiele
Mengen­indikatoren
Sie geben Auskunft über die Mengenentwicklung von Produkten oder Objekten.
  • Zahlen über die Arbeitslosigkeit
  • Produktionsdaten aus der Industrie
Preis­indikatoren
Sie zeigen die Entwicklungen über das Preisniveau.
  • Zinsen
  • Aktienkurse
  • Immobilienwerte
  • Nahrungsmittel
  • Rohstoffe
  • Währungskurse
Früh­indikatoren
Sie zeigen als sogenannte vorlaufende oder vorauseilende Indikatoren zukünftige Entwicklungen in der Wirtschaft oder auch in den einzelnen Branchen.
  • Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe
  • Aktienindex
  • Konsumklimaindex
Präsenz­indikatoren
Sie geben Auskunft über aktuelle gesamtwirtschaftliche Entwicklungen.
  • Konsumzahlen
  • Kapazitätsauslastung
  • Sparquote
  • Gesamtproduktion der Industrie
Spät­indikatoren
Sie befassen sich mit den wirtschaftlichen Entwicklungen der Vergangenheit und werden daher auch als nachlaufende oder nachhinkende Indikatoren bezeichnet.
  • Arbeitslosenquoten der vergangenen Jahre
  • Bruttoinlandprodukt
  • Inflationsrate
Zusammenfassung

Konjunkturzyklus zusammengefasst

  • Der Konjunkturzyklus steht für die mehr oder weniger gleichmäßige Abfolge der einzelnen Konjunkturphasen:

    • Aufschwung
    • Hochkonjunktur
    • Abschwung
    • Tiefphase

    Grafisch kann man den Konjunkturzyklus als Wellenbewegung über die Zeitachse darstellen, deren Hochs und Tiefs unterschiedlich stark ausgeprägt sind.

  • Der Konjunkturzyklus gibt Aufschluss über den Zustand einer Volkswirtschaft zum aktuellen oder zu einem historischen Zeitpunkt.
  • Die konjunkturellen Schwankungen entstehen durch ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. Diese Schwankungen führen in der Folge zu einem erhöhten Auslastungsgrad des Produktionspotenzials.
  • Die Dauer eines kompletten Konjunkturzyklus lässt sich kaum vorhersagen, liegt aber in der Regel zwischen vier bis acht Jahren. Dies ist abhängig von saisonalen, konjunkturellen und strukturellen Faktoren.
  • In Deutschland hat es seit Kriegsende 1945 rund sieben Konjunkturzyklen gegeben. Abschwächungen der Weltwirtschaft waren in den meisten Fällen Grund für einen Abschwung der deutschen Wirtschaft.
  • Konjunkturindikatoren sind bestimmte Kennzahlen, mit deren Hilfe sich über einen bestimmten Zeitraum hinweg die Entwicklung einer Volkswirtschaft abbilden bzw. beschreiben lässt.