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Wirt­schafts­kreis­lauf

einfach erklärt

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Definition

Definition: Was ist ein Wirtschaftskreislauf?

Ein Wirtschaftskreislauf bezeichnet den Austausch von Geld und Gütern innerhalb einer Volkswirtschaft. Die Ströme von Geld und Gütern fließen dabei entgegengesetzt voneinander, entsprechen sich aber wertmäßig. Der Wirtschaftskreislauf wird in den einfachen, erweiterten und vollständigen Kreislauf eingeteilt. Das Modell des Wirtschaftskreislaufs geht auf den Ökonomen John Maynard Keynes zurück. Das makroökonomische Schema soll dazu dienen, gesamtwirtschaftliche Abläufe in einer Volkswirtschaft leichter analysieren zu können.

Wie funktioniert der Wirtschaftskreislauf?

Das Modell des Wirtschaftskreislaufs soll die Tauschvorgänge, die innerhalb einer Wirtschaft ablaufen, schematisch beschreiben. Innerhalb des Schemas gibt es  zwei Wertkreisläufe, die entgegengesetzt verlaufen: Der Geldkreislauf und der Güterkreislauf. Unternehmen produzieren im Wirtschaftskreislauf Konsumgüter, die Verbraucher mit Geld bezahlen. Dieses Geld erhalten sie als Lohn von den Unternehmen, die als Arbeitgeber fungieren.

In der Volkswirtschaft (VWL) und Betriebswirtschaft (BWL) unterscheidet man folgende Arten von Wirtschaftskreisläufen:

  1. Einfacher Wirtschaftskreislauf
  2. Erweiterter Wirtschaftskreislauf
  3. Stationärer und evolutorischer Wirtschaftskreislauf
  4. Vollständiger Wirtschaftskreislauf
  5. Offener Wirtschaftskreislauf
Der einfache Wirtschaftskreislauf

Der einfache Wirtschaftskreislauf (auch kleiner Wirtschaftskreislauf genannt) bildet die Basis für die weiteren, umfangreicheren Wirtschaftskreisläufe. Er beschränkt sich auf lediglich zwei Wirtschaftssubjekte, die Unternehmen auf der einen und die Privathaushalte auf der anderen Seite. Konsum und Markt spielen in diesem Wirtschaftskreislauf eine entscheidende Rolle.

Ein weiteres Kennzeichen des einfachen Wirtschaftskreislaufs: Die Wertkreisläufe sind geschlossen. Es gibt keine Interventionen von außen. Weder Banken, noch der Staat oder gar andere Volkswirtschaften spielen in diesem Modell eine Rolle. Der einfache Wirtschaftskreislauf beschränkt sich auf die beiden Sektoren Privathaushalte und Unternehmen. Aus diesem Grund wird er auch als 2-Sektoren-Modell bezeichnet.

Die zwei Wertkreisläufe verlaufen entgegengesetzt und sind in der Summe gleich. Diese Wertkreisläufe nennt man auch Wirkungskette im Wirtschaftskreislauf. Die Privathaushalte, also die Konsumenten, stellen den Unternehmen ihre Arbeitskraft zur Verfügung. Auch Boden (zum Beispiel für die Landwirtschaft) oder Kapital kann zu diesen Produktionsfaktoren gehören. Die Unternehmen verwenden diese Produktionsfaktoren und zahlen dafür die Arbeit Löhne, Pacht oder Zinsen. Die Bezahlung der Unternehmen nennt man auch Faktoreinkommen. Sie zahlen mit dieser Art von Einkommen dafür, dass die Privathaushalte ihnen die Produktionsfaktoren überlassen.

Indem die Unternehmen die Produktionsfaktoren verwenden, können sie neue Güter erzeugen. Diese Erzeugnisse kaufen wiederum die privaten Haushalte, die dafür mit ihrem Faktoreinkommen bezahlen. Da es weder Banken, noch Staat oder ausländische Volkswirtschaften in diesem Modell gibt, geben die Privathaushalte ihr Faktoreinkommen komplett aus. Es fließt also in voller Höhe wieder an die Unternehmen zurück. Damit entsprechen sich die beiden Wertkreisläufe aus Geldkreislauf und Güterkreislauf und heben sich in der Summe auf. Der einfache Wirtschaftskreislauf ist geschlossen.

Stationärer und evolutorischer Wirtschaftskreislauf

Der einfache Wirtschaftskreislauf darf nicht mit dem stationären Wirtschaftskreislauf verwechselt werden. Hier geht man davon aus, dass sich die Akteure nicht verändern. Die Bevölkerung bleibt konstant, die Produktionsfaktoren verändern sich nicht und Konsum, Einkommen und Ausgaben bleiben gleich. Das Modell ist ein vereinfachtes Abbild der Realität und wurde zu Beschreibungszwecken stark vereinfacht.

Der evolutorische Wirtschaftskreislauf dagegen bezieht Veränderungen in die Betrachtung mit ein. Zu Veränderungen zählen in diesem Modell u. a. Innovationen und eine geänderte Nachfrage an Konsumgütern. Der Wandel in der Nachfrage führt dazu, dass Unternehmen anderweitig investieren und sich so umorientieren.

Der erweiterte Wirtschaftskreislauf

Der erweiterte Wirtschaftskreislauf (großer Wirtschaftskreislauf) weist einen weiteren Akteur auf: Die Banken oder andere Institutionen, bei denen Geld aufbewahrt werden kann. Das führt dazu, dass die Privathaushalte nicht mehr ihr komplettes Einkommen für den eigenen Konsum ausgeben, sondern beispielsweise durch Zinsen vermehren können. Auch die Unternehmen haben nun die Möglichkeit, Rücklagen zu bilden.

Auf der anderen Seite können sie bei den Banken Kredite aufnehmen, die sie wiederum für Investitionen in ihr Unternehmen verwenden können. Dieses Schema ist auch unter dem Namen 3-Sektoren-Modell bekannt.

Der vollständige Wirtschaftskreislauf

Im vollständigen Wirtschaftskreislauf kommt der Staat als viertes Wirtschaftssubjekt hinzu. Er wird daher auch als 4-Sektoren-Modell bezeichnet. Der erweiterte Wirtschaftskreislauf wird durch den Staat als weiteren Akteur vollständig, da dieser zusätzliche wichtige Aufgaben übernimmt. So leistet der Staat beispielsweise Transferzahlungen wie Hartz IV oder Subventionen an bestimmte Wirtschaftsbereiche. Diese Transferleistungen werden aus Steuern finanziert, die der Staat von Unternehmen und Privathaushalten erhebt.

Gleichzeitig fungiert der Staat als Arbeitgeber und zahlt Gehälter an die Beschäftigten. Als Auftraggeber für Dienstleistungen ist er wiederum eine Einnahmequelle für Unternehmen.

Der offene Wirtschaftskreislauf

In diesem Modell kommt der Faktor Ausland mit hinzu, wodurch der Wirtschaftskreislauf von einem geschlossenen zu einem offenen Kreislauf wird. Der Sektor Ausland kann dabei mit allen anderen Wirtschaftssektoren interagieren. In diesem Schema spielen fünf Wirtschaftssubjekte eine Rolle. Aus diesem Grund nennt man den Wirtschaftskreislauf einer offenen Volkswirtschaft auch 5-Sektoren-Modell. Dieses Modell ist im Vergleich zu den anderen am weitesten ausgearbeitet und beschreibt die Realität am besten.

In jeder Volkswirtschaft spielt das Ausland eine Rolle. Arbeitskräfte können aus dem Ausland ins Inland einwandern und diese können ihre Löhne zum Teil ins Ausland überweisen, um beispielsweise Familienmitglieder zu unterstützen. Außerdem können inländische Verbraucher oder Unternehmen Kapital im Ausland anlegen oder ihren Firmensitz ins Ausland verlagern, um Steuern zu sparen.

Im- und Exporte nehmen hierbei als sogenannter Außenbeitrag einen besonderen Stellenwert ein. Da Deutschland eine exportorientierte Volkswirtschaft ist, übersteigen die Ausfuhren üblicherweise die Importe. Der Staat verzeichnet folglich einen positiven Außenbeitrag: Es fließt mehr Geld aus dem Ausland nach Deutschland, als umgekehrt wieder ab.

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FAQs: Häufige Fragen zum Thema Wirtschaftskreislauf

Im Folgenden haben wir die häufig gestellten Fragen zum Thema Wirtschaftskreislauf zusammengefasst:

Was versteht man unter einem offenen und einem geschlossenen Wirtschaftskreislauf?

In einem geschlossenen Wirtschaftskreislauf entsprechen sich die Wertströme. Geldströme und Güterströme sind deckungsgleich. In einem offenen Wirtschaftskreislauf ist das anders. Dort sind die Beziehungen zwischen den Wertströmen nicht statisch. Dies führt zu einem Ungleichgewicht, wenn beispielsweise mehr Waren ins Ausland exportiert als importiert werden.

Was sind die Folgen eines nicht geschlossenen Wirtschaftskreislaufs?

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, wie sich ein offener Wirtschaftskreislauf auswirken kann. Durch einen eventuellen Exportüberschuss (beispielsweise in einem exportorientieren Land wie Deutschland) kann die Inflation zu stark ansteigen. Eine andere Folge eines nicht geschlossenen Wirtschaftskreislaufs könnte sein, dass zu wenig Kredite beantragt werden. Dies kann dazu führen, dass Investitionen ausbleiben oder der Konsum zurückgeht.

Wer gehört zu den Wirtschaftssubjekten im Wirtschaftskreislauf?

Zu den Wirtschaftssubjekten in den hier beschriebenen Wirtschaftskreisläufen gehören: Private Haushalte, Unternehmen, Staat, Banken und Ausland.

Sie werden auch als Pole oder Sektoren bezeichnet.

Zusammenfassung

Wirtschaftskreislauf zusammengefasst

  • Der Wirtschaftskreislauf ist ein makroökonomisches Modell aus der Volkswirtschaft.
  • Er bezeichnet den Austausch von Geld und Gütern innerhalb einer Volkswirtschaft.
  • Das Modell soll dabei helfen, die wirtschaftlichen Zusammenhänge besser zu verdeutlichen.
  • Grundannahme des Modells ist, dass es unterschiedliche Wertströme (Geld und Güter) gibt, die in entgegengesetzter Richtung verlaufen, sich aber wertmäßig entsprechen und so den Wirtschaftskreislauf formen.
  • Die Wertströme, die aus Geld- und Güterströmen bestehen, kann man auch als Wirkungskette im Wirtschaftskreislauf darstellen.
  • Man unterscheidet vier Arten von Wirtschaftskreisläufen: Den einfachen, erweiterten, vollständigen und offenen Wirtschaftskreislauf.
  • Zu den Wirtschaftssubjekten, die den Wirtschaftskreislauf beeinflussen, gehören: Private Haushalte, Unternehmen, Banken, der Staat und das Ausland.