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Fran­chis­ing

einfach erklärt

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Definition

Definition: Was ist Franchising?

Franchising bedeutet so viel wie Lizenzvergabe. Laut Definition handelt es sich hierbei um ein auf Partnerschaft basierendes Vertriebssystem. Dabei erlauben Franchisegeber den Franchisenehmern die Nutzung ihres Geschäftskonzeptes gegen eine einmalige und fortlaufende Gebühr: Darin sind unter anderem der Name, das Branding und die Geschäftsidee inkludiert. In der Regel handelt es sich bei den Franchisegebern um bereits bekannte und etablierte Betriebe. Ein Franchise-Unternehmen hingegen bleibt weiterhin selbstständig und wird oft von Existenzgründern oder Quereinsteigern geführt. Ein bekanntes Franchising-Beispiel ist der Lieferdienst Joey’s Pizza.

Wie funktioniert Franchising?

Am Anfang eines jeden Franchisekonzeptes steht ein Unternehmen, das eine bekannte Marke mit standardisiertem Geschäftsmodell aufgebaut hat und damit nun expandieren möchte. Vor dem Start sollten sich die Unternehmen laut Europäischem Verhaltenskodex für Franchising einem mehrjährigen Pilotprojekt verschreiben, um Prozesse zu optimieren sowie Erfolgsfaktoren und mögliche Risiken zu identifizieren. Typische Merkmale des Franchisings sind:

  • Die Laufzeit der Kooperation ist vertraglich festgelegt
  • Beide Parteien bleiben wirtschaftlich und rechtlich unabhängig
  • Franchisenehmern zahlen eine einmalige Eintrittsgebühr sowie eine meist monatliche Lizenzgebühr
  • Dafür dürfen sie das gesamte Geschäftskonzept, inklusive relevanter Produktions- und Anwendungsverfahren sowie den Namen nutzen, um Produkte und Dienstleistungen zu verkaufen
Info

Wie finden Franchisegeber geeignete Franchisepartner?

Unternehmen haben mehrere Möglichkeiten, nach passenden Franchisepartnern zu suchen. Nach erfolgreicher Pilotphase sollten sie das gesamte Werbepotenzial ausschöpfen – angefangen im eigenen Geschäft, auf der Webseite oder auf den sozialen Netzwerken. Darüber hinaus sind Online-Plattformen von Bedeutung, die sämtliche Franchising-Angebote listen, einer der ersten Anlaufstellen für interessierte Franchisenehmer.

Als eine der bekannteste gilt die Plattform „Franchiseportal“. Hier können sich Unternehmen mit ihrem Konzept präsentieren und die Konditionen einer Partnerschaft auflisten.

Was sind die Pflichten von Franchisegebern und Franchisenehmern?

Die Pflichten der Vertragsparteien sind gesetzlich nicht vorgeschrieben, werden aber im Franchisevertrag geregelt. Zu den Pflichten der Franchisegeber gehören unter anderem folgende:

Aufklärung

Darunter ist die vollständige, verständliche und wahrheitsgemäße Aufklärung über alle relevanten Informationen, Aufgaben und Verpflichtungen zu verstehen.

Überlassung des Know-hows

Dazu gehören Patente, Rezepturen, Preislisten, Werbematerialien oder Markenrechte. Das sogenannte Handbuch beinhaltet zudem alle Informationen und Hilfsmittel zur Umsetzung des Geschäftskonzeptes. Gemeint sind Formulare und Statistiken, aber auch Grundsätze der Unternehmensphilosophie und des Marketings. So soll der Erfolg des Franchiseunternehmens gefördert und das wirtschaftliche Risiko minimiert werden.

Beratung

Unternehmen müssen in ihrer Rolle als Franchisegeber beim Aufbau und der Einrichtung eines Standortes helfen und zusätzliche Unterstützung in Form von Schulungen, Werbemaßnahmen oder bei Rechtsstreitigkeiten leisten.

Neben der Zahlung der Lizenzgebühren müssen Franchisenehmer ihrerseits folgende Pflichten einhalten:

Einhaltung der Unternehmensgrundsätze

Das obligatorische Handbuch dient nicht nur als Orientierung, sondern verpflichtet die selbstständigen Franchisenehmer dazu, die darin festgelegten Grundsätze auch einzuhalten. So sollen Qualitätsstandards, aber auch ein einheitliches Auftreten der Franchiseunternehmen eines Geschäftsmodells garantiert sein.

Förderung von Marketingaktivitäten

Die Franchisegeber sind prinzipiell für groß angelegte Marketingmaßnahmen verantwortlich. Dennoch müssen auch die Franchisenehmer Vorgaben befolgen und an gemeinsamen Aktivitäten wie bundesweite Rabattaktionen teilnehmen.

Auskunftspflicht

Schließlich müssen Franchisenehmer stets über die Unternehmensentwicklung berichten. Franchisegebern muss außerdem Zugriff auf interne Berichte und Protokolle eingeräumt werden.

Info

Wie steht es um die deutschen Franchisesysteme?

Franchisesysteme werden von Franchisegebern etabliert und umfassen alle selbstständigen Franchisenehmer. In Deutschland gibt es über 1.000, die laut Statistik im Jahr 2020 135 Milliarden Euro Umsatz verzeichneten – Tendenz steigend. Diese Systeme sind in verschiedenen Branchen verankert – im Bereich der Fitnessketten, des Einzelhandels und Gastronomie ist Franchise besonders beliebt. Der Erfolg dieses Geschäftsmodells wird am Beispiel von McDonald’s Deutschland deutlich: Ganze 94 % der über 1.440 Restaurants sind Franchise-Unternehmen. Ray Croc, der Gründer der Fast-Food-Kette, gründete übrigens im Jahr 1955 auch das erste, moderne Franchisesystem.

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Vor- und Nachteile des Franchising

Beim Konzept des Franchisings handelt es sich um ein Geschäftsmodell, das für beide Vertragsparteien äußerst profitabel sein kann.

Vorteile von Franchising

Für Franchisegeber
Für Franchisenehmer
Mehr Bekanntheit ohne erhöhten Kosten- und Zeitaufwand
Unterstützung durch ein erfahrenes Unternehmen auf allen Ebenen
Zügige Expansion
Schnellerer Markteintritt
Reduzierung der Fixkosten
Nutzung eines erprobten Unternehmensmodells mit effizienten Prozessen
Konstante Einnahmequelle
Höhere Kreditwürdigkeit bei Banken
Weniger Aufwand als Filialsysteme
Direkt zu Beginn ein hoher Bekanntschaftsgrad
Geringes wirtschaftliches Risiko
Zugang zu Schulungen und Weiterbildungen
Flexible Vertragsgestaltung
Gebietsschutz ermöglicht Lokalmonopol
Mehr Fokus auf zentrale strategische Aufgaben
Größenvorteile im Einkauf und Marketing

Nachteile von Franchising

Für Franchisegeber
Für Franchisenehmer
Hoher und stetiger Kontrollaufwand
Laufende Kosten
Direkter Kundenkontakt reduziert sich
Keine gesetzlichen Schutzvorgaben
Fehltritte der Franchisenehmer können zu Reputationsschäden führen
Fehltritte der Franchisegeber können zu Reputationsschäden führen
Umsatzeinbuße
Geringe Möglichkeiten zur freien Entfaltung sowie strikte Vorgaben
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Welche Voraussetzungen sollten Franchisenehmer mitbringen?

Das Fundament für die Gründung eines Franchise-Unternehmens bilden die Motivation zur Selbstständigkeit sowie die Fähigkeit zum unternehmerischen Denken. Auch wenn mit bereits erfolgreichen Franchise-Ideen gearbeitet wird und Franchisegeber viel Unterstützung bieten, ist ein großes Maß an Eigenverantwortung, Organisation und Management gefragt. Dafür sollten sich Franchisenehmer gut mit dem gewählten Konzept auskennen und genug Fachwissen mitbringen. Schließlich sollte wie bei allen Formen von Gründungen ein unterstützendes soziales Umfeld, hohes Engagement sowie Teamgeist nicht fehlen.

Mit welchen Kosten ist Franchising verbunden?

Das Betreiben eines Franchise-Unternehmens geht in der Regel mit fünf Kostenblöcken einher:

  1. Eintrittsgebühr: Diese Gebühr wird beim Franchising für die die Vorarbeit des Franchisegebers fällig. Dazu gehört der Aufbau einer bekannten Marke und eines funktionierenden Geschäftskonzeptes sowie die Überlassung des Know-hows und sämtlicher Nutzungsrechte. Die Eintrittsgebühr kann zwischen 2.000 und 100.000 Euro stark variieren.
  2. Lizenzgebühr: Die Lizenzgebühr muss je nach Vereinbarung monatlich oder jährlich gezahlt werden. Sie richtet sich meist nach dem Umsatz und beträgt in der Regel zwischen 3 und 15 %. Franchisenehmer müssen dafür aufkommen, da sie das Recht haben, ein gesamtes Unternehmenskonzept geschäftlich zu nutzen.
  3. Werbegebühr: Um die laufenden Marketingaktivitäten zu finanzieren, erheben Unternehmen oft eine Werbegebühr in Höhe von 1 bis 3 % des Umsatzes. Die wird allerdings nur dann fällig, wenn sie nicht bereits mit den laufenden Lizenzgebühren abgegolten werden.
  4. Gesamtinvestitionen: Ein Franchisevertrag sichert Franchisenehmern zwar die Nutzungsrechte und exklusive Informationen zu, inkludiert aber nicht die benötigte Ausstattung: beispielsweise Maschinen, Gebäude oder sonstige Gründungskosten. Auch hier kann die Summe, je nach Branche, zwischen 20.000 Euro und 1 Million Euro variieren, so dass Franchisenehmer meist einen Kredit aufnehmen müssen.
  5. Eigenkapital: Gründer sind zunächst meist auf fremdes Kapital angewiesen, um ihre Investitionen realisieren zu können. Dafür verlangen Franchisegeber in der Regel eine Eigenkapitalquote von 15 bis 25 % der geschätzten Gesamtinvestitionen.
Zusammenfassung

Franchising zusammengefasst

  • Franchising heißt so viel wie Lizenzvergabe. Ein Franchise-Unternehmen ist das Produkt eines auf Partnerschaft basierenden Vertriebssystems.
  • Franchisegeber erlauben Franchisenehmern die Nutzung ihres Geschäftskonzeptes gegen eine einmalige bzw. fortlaufende Gebühr: Inkludiert sind unter anderem der Name, das Aussehen und die Geschäftsidee.
  • Bekannte Beispiele für erfolgreiche Franchisesysteme sind Joey’s Pizza oder McDonald’s.
  • Die Dauer von Franchising-Partnerschaften sowie alle Rechte und Pflichten beider Parteien werden im Franchisevertrag festgelegt.
  • Unternehmen können beispielsweise auf Online-Plattformen nach passenden Franchisenehmern suchen.
  • Zu den Pflichten von Franchisegebern gehören die vollständige Aufklärung über alle Gegebenheiten, die Überlassung des Know-hows und eine umfassende Beratung.
  • Im Gegenzug gehört zu den Pflichten von Franchisenehmern die Einhaltung der Unternehmensgrundsätze, Förderung von Marketingaktivitäten sowie die Auskunftspflicht.
  • In Deutschland gibt es rund 1.000 Franchisesysteme.
  • Zu den Vorteilen für Franchisegeber zählen die zügige Expansion und Reduzierung der Fixkosten.
  • Franchisenehmer profitieren beispielsweise von einem schnellen Markteintritt und einer hohen Kreditwürdigkeit bei Banken.
  • Typische Kostenpunkte von Franchise-Unternehmen sind die Eintritts-, Lizenz- und Werbegebühr sowie die Gesamtinvestitionen und das benötigte Eigenkapital.